Der Schloßturm zu Sachsenhagen

Abb.: v.l.n.r. Zeughaus - Schlossturm – Amthaus im Jahr 2013, Sicht von Südost
Abb.: Amtshaus und Schlossturm in 1905, Im Vordergrund rechts der Sandsteinbrunnen am ursprünglichen Standort südlich des Turmes (jetzt auf der Schlosswiese auf der Nordseite aufgestellt), Sicht von West

Der Schloßturm Sachsenhagen ist ein Teil des Gebäudeensembles der Burg Sachsenhagen. Wann der heutige Schloßturm genau errichtet wurde muss noch erforscht werden. Eine im Rahmen einer baugeschichtlichen Studienarbeit von Studenten der Universität Hannover unter Leitung von Akad. Rat Dipl.-Ing. Stefan Amt im Sommer 1996 veranlasste eine dendrochronologische Untersuchung der Deckenbalken im Erdgeschoß hat als Fälljahr 1520 ergeben. Da es keine deutlichen Hinweise auf eine nachträgliche Erneuerung der Balken gibt, könnte demnach als Entstehungsjahr 1521 gelten.   

Abb.: Rekonstruktion der Schlossanlage aus 1677, schwarzweiß, nachträglich koloriert, Zeichnung: Wolfgang Braun.

Im hessischen Staatsarchiv Marburg ist unter der Rubrik „Geheimer Rat, Nr. 8937 Haus Sachsenhagen mit Beschreibung und Abrissen 1678“ ein Grundriss der Schlossanlage aus dem Jahre 1677 aufgefunden worden. In diesem Grundriss wird der Turm als Weinkeller bezeichnet.

Allgemeine Geschichte der Burg Sachsenhagen

Albrecht I. von Brandenburg, genannt auch Albrecht der Bär oder Albrecht von Ballenstedt (* um 1100; † 18. November 1170), war Herzog von Sachsen (1138–1142) aus dem Geschlecht der Askanier. Sein jüngster Sohn war Bernhard III., Herzog von Sachsen (* 1140; † 9. Februar 1212 in Bernburg). Dessen Sohn Albrecht I., Herzog von Sachsen, auch Albert I. (* um 1175; † 7. Oktober 1260 oder 8. November 1261 begraben im Kloster Lehnin) wird in den ersten schriftlichen Urkunden in Bezug zu Sachsenhagen genannt.

1248 Zwischen 1248 und 1253 baut Herzog Albrecht I. von Sachsen eine Wasserburg im Dreieck der Einmündung der Faulen Riehe in die Sachsenhäger Aue um seine Herrschaftsansprüche zu festigen. Der Übergang auf dem Weg von Hameln nach Nienburg und Verden über das Flusssystem der Leine ist hier über die Sachsenhäger Aue noch gefahrlos möglich, bevor die Aue weiter östlich Richtung Leine immer breiter wird. Ein genaues Baujahr zur Burg ist noch nicht gefunden.

1253 existiert eine obere und untere Burg oder Vor- und Hauptburg. Beide Burgteile werden bewohnt von Bediensteten zur Bewirtschaftung und Verteidigung (sog. Burgmannen) (Nds. Städteb., S. 315 (KUCK Matthias, Dissertation, Burg Bischöfliche Herrschaft Stift Minden, S.76). Da die Stellung von Bischof Wedekind I. von Hoya (Bischof in Minden von 1253-1261) in Stadthagen und Wunstorf schon durch die Politik seiner Vorgänger Wilhelm und Johann von Diepholz gesichert worden war, konnte er ohne Hinderung durch Nachbarn seine Interessen in Sachsenhagen durchsetzen. Bereits am 24. Juli 1253 einigten sich Bischof Wedekind I. und Herzog Albrecht von Sachsen. Der Streit, der ex edificatione Castri Sassenhagen enstanden war, wurde beigelegt. Bischof Wedekind erhielt stellvertretend für das Stift alle Güter des Herzogs in der Diözese Minden, mit Ausnahme der Güter der herzoglichen Ministerialen. In der Burg Sachsenhagen erlangte der Bischof zwei Kurien (Kurie = Gebäude), unam in superiori, alteram in inferiori parte. Von ihnen aus konnte es im Kriegsfall je nach den eigenen Erfordernissen agieren. Zudem durfte der Bischof Ställe vor der Burg Sachsenhagen errichten. Weiterhin gestand ihm Herzog Albrecht die Hälfte der noch zu rodende Hagen zu. Dem Bischof war es verboten, ohne Zustimmung in der Burg einen Turm oder Bergfried zu erbauen. Bischof und Herzog versprachen, sich nicht gegenseitig aus der Burg zu verdrängen. Sollte es trotzdem ohne ihr Wissen durch die Ministerialen am Ort geschehen, so wollten sie sich einander wieder in ihren Besitz einsetzen. Falls das nicht geschehe, würden beide Parteien solange in Feindschaft leben, bis der Vertriebene wieder rechtmäßig eingesetzt und entschädigt worden sei.

1263 Bischof CONNO von Minden (Kuno, 1261-1266) belehnt Herzog Albrecht von Sachsen mit dem Schloß Sachsenhagen zu Manns-Lehn, worüber nachhero grosse Streitigkeiten entstanden. (Culemann, Ernst Albrecht Friedrich. Mindische Geschichte, in 5 Abteilungen. 1747/1748)

1274 Herzog Johannes von Sachsen stellt 300 Mark in Aussicht für die Ausgaben des Bischofs von Hildesheim für die Burg „castrum Sassenhagen“ (Wippermann, 193).

1297 Heirat von Graf Adolf IV. von Holstein-Schaumburg, der die Burg als Aussteuer erwirbt.

1391 Vorburg genannt (Nds. Städteb., S. 315).

1495 Graf Erich und Anton stiften eine Burgkapelle.

1571 Ostern.  Die Burg und das Amt Sachsenhagen wird von Graf Otto IV. von Holstein-Schaumburg an Hermann von Mengersen, dem Drosten zu Rodenberg, für 45.000 Gulden verpfändet (Drost = Verwalter eines Bezirks). Mengersen wird 1582 auch gräflicher Landesdrost, und hinterlässt 1593 nach seinem Tode 11 Söhne und 5 Töchter. Sein Sohn Jürgen von Mengersen erbt die Burg Sachsenhagen, zieht auf dieser ein und wird Drost von Sachsenhagen. 1596 zahlt Graf Adolf XIV. für 53.000 Taler das Pfand zurück, und Jürgen von Mengersen muss nach Hess. Oldendorf ziehen.

Hermann von Mengersen war Drost in Rodenberg und Sachsenhagen. Die Familie von Mengersen hatte ihren Stammsitz in Rheder (Brakel). Sein Sohn Jürgen von Mengersen erbte Schloss Sachsenhagen, die er jedoch, nachdem Graf Adolf XIV. ihm das Pfand 1596 auszahlte, wieder verlassen musste. 1523 übernahm Hermann von Mengersen das Dorf Reelkirchen und einen Meierhof als Lehen des Bischofs von Paderborn. 1582 wurde Hermann von Mengersen auch gräflicher Landdrost und übernahm 1584 das Wasserschloss Hülsede. Verheiratet war er mit Ilse v. d. Born.

1573 Bischoff HERMANN von Minden, [1567-1582] schreibt: (CULEMANN, Ernst Albrecht Friedrich. Mindische Geschichte, in 5 Abteilungen. 1747/1748)

Die Grafen von Schaumburg hatten bis dahero das Schloß und Amt Sachsenhagen vom Stifft Minden zu Lehn getragen, die Hertzoge von Sachsen aber behaupteten, daß es ihr Erb Schloß, und nur dem Grafen Adolph von Hollstein und Schaumburg versetzet sey. Hertzog Frantz zu Sachsen, Engern und Westphalen, zu Lauenburg, hatte darauf mehrmahlen die Losse gethan, es war aber solche jederzeit verweigert worden; am 9ten Dec. 1573. trat er seinen daran habenden Anspruch seinem Herrn Sohn, Heinrich, Ertz-Bischoffen zu Bremen ab, um sothanes Schloß einlösen zu können, weshalben es dann zwischen ihm und denen Grafen von Schaumburg zum Process am Kayserlichen Cammer-Gericht kam, worin das Stifft Minden gleichergestalt verwickelt ward.

1595 Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg erhält im Mindener Vergleich die Burg Sachsenhagen von seinem 22 Jahre älteren Stiefbruder Adolf XIV. die sog. Niedergrafschaft als Abfindung mit den Ämtern Sachsenhagen, Hagenburg, Mesmerode und Bokeloh. Nach der Übernahme dieser Ämter ist es ihm möglich, Hedwig, die Tochter des Landgrafen Wilhelm des Weisen von Hessen, endlich am 11. September 1597 im Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden zu heiraten.

1596 -1601 Die Burg Sachsenhagen wird Residenz des Grafen Ernst zu Holstein-Schaumburg und seiner Frau Hedwig von Hessen-Kassel und zum Schloss ausgebaut (BEI DER WIEDEN, Ein norddeutscher Renaissancefürst Ernst zu Holstein-Schaumburg (1569-1622), 2. Auflage Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2010. (Kulturlandschaft Schaumburg, Band 1)

1622 Das Erbe der Grafschaft Schaumburg tritt nach dem Tode des kinderlosen Fürst Ernst die Gemener Linie der Schaumburger mit Graf Jobst Hermann an. Graf Jobst Hermann muss noch seinen Onkel Graf Hermann (geb. am 15.9.1575, gest. 15.12.1634 in Sachsenhagen, † Mausoleum Stadthagen (BEI DER WIEDEN, Helge: Schaumburg-Lippische Genealogie: Stammtafeln der Grafen -später Fürsten-zu Schaumburg -Lippe bis zum Thronverzicht 1918, 2., ergänzte Aufl. – Melle: Knoth, 1995. – III, S.79 + graph. Darst.  (SchbgStd 25)) aus der Gemener Nebenlinie abfinden. Graf Jobst Hermann überträgt die Ämter Sachsenhagen, Hagenburg, Bokeloh, Mesmerode und Lauenau 1622 an Graf Hermann. Graf Hermann lebte bisher auf Schloss Krudenberg an der Lippe bei Hünxe (zwischen Dorsten und Wesel). Er heiratet am 26.2.1609 Katharina Sophia, (geb. am 6.5.1577, gest. 18.9.1665 in Sachsenhagen, † Mausoleum Stadthagen) Tochter des Herzog Otto II. zu Braunschweig-Lüneburg-Harburg. Er residiert auf Schloss Sachsenhagen bis zu seinem Tode im Alter von 59 Jahren. Seine kinderlose Witwe Katharina Sophia wohnt, noch 31 Jahre lang, trotz der Teilung der Grafschaft im Jahre 1647, bis zu ihrem Tode im hohen Alter von 88 Jahren am 18.9.1665, weiter im Schloss Sachsenhagen. Sie war die letzte gräfliche Bewohnerin des Sachsenhagener Schlosses. Mit Katharina Sophie stirbt die letzte Angehörige des Hauses der Grafen zu Holstein und Schaumburg. Das Schloss übernimmt danach der hessische Landgraf. Die Bedeutung des Schlosses unter hessischer Herrschaft verliert sich allmählich.

1665 Das Schloss wird hessisch und fällt an Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen.

1678 Das Schloss soll verkauft werden. Dies geht aus einem Gutachten aus dem Staatsarchiv Marburg hervor: „Geheimer Rat, Nr. 8937 Haus Sachsenhagen mit Beschreibung und Abrissen 1678“ 

Das Gutachten enthält ein Grundriss aus dem Jahre 1677. Das dem Plan beiliegende Schriftstück aus 1678 ist eine Aufnahme zu den Gebäuden des Schlossareals zwecks möglicher Überlegungen zum Verkauf oder Reparatur durch das Fürstenhaus. Zu dieser Zeit und später müssen wohl die nicht massiven Gebäudeteile (Fachwerk) abgerissen worden sein, weil in späteren Aufzeichnungen und Plänen aus 1714 diese Gebäude bereits fehlen.

Abb.: Stadtplan mit Schlossareal um 1714 mit bereits fehlenden Wirtschaftsgebäuden
Abb.: Schlossareal-Plan von 1677

Um Mitte des 18. Jh. existieren nur noch Schlossturm und Amtshaus, die einzelnen Bauteile aus dem Mittelalter und dem 16. und 17. Jahrhundert (Karyatidenportal) aufweisen. Die nicht mehr vorhandenen Gebäude des Schlosses dienten ab ca 1650 als Steinbruch für Bauten in und um Sachsenhagen. Der unmittelbare Burgbezirk wird heute durch Kleingärten genutzt.

Architektur des Turmes (RÖVER Manfred, Schloßturm Sachsenhagen, Bestandsaufnahme und Nutzungskonzept, 2/1998)

Der Turm hat drei gewölbte Geschosse. Das Bauwerk hat einen fast quadratischen Grundriss mit sehr starken Außenwänden aus Bruchsteinmauerwerk. Diese dienen als Widerlager für die Deckengewölbe der beiden Obergeschosse und sind unterschiedlich stark von Fensternischen und Gängen durchbrochen. Das gegenüber dem Gelände etwas tieferliegende Erdgeschoß hat eine Holzbalkendecke.

Ein an der Nord-West-Seite nachträglich angebauter Treppenturm erschließt die zwei oberen Geschosse über eine Spindeltreppe aus Sandsteinstufen, während das Erdgeschoß einen separaten Eingang hat.

Der Turm war mit dem Amthaus durch einen Torbau verbunden. Eine später geschlossene Öffnung im zweiten Obergeschoß deutet darauf hin, dass es auch Verbindungen mit nicht mehr existierenden Gebäuden auf der gegenüberliegenden (Süd-Ost-) Seite gab, möglicherweise über einen Wehrgang.

Für eine Funktion als Wehrturm spricht auch eine schießscharten ähnliche Öffnung hinter dem Kamin, die es in dieser Form vielleicht an allen vier Seiten gegeben haben könnte, als Vorläufer der heutigen, für mittelalterliche Verhältnisse sehr großen Fenster. Ob der Turm ursprünglich einen Zinnenkranz hatte, kann vermutet, aber nicht belegt werden; der jetzige Dachstuhl ist jüngeren Datums. Auch der Treppenturm an der Nordwestseite ist später angefügt worden.

Abb.: Turm-Schnitt von West nach Ost, Sicht gegen Nord, gezeichnet Manfred Röver, 2/1998

Die heutige Form ist das Ergebnis mehrerer Umbauten und stammt aus der Zeit, als das Bauwerk bereits als Wohngebäude diente. Später wurden die Räume unter anderem zum Turnen genutzt. Letzte Versuche einer Umnutzung stammen aus den 70er Jahren, als mit haustechnischen Installationen und Putzreparaturen begonnen wurde.

Das gewalmte Dach ist neueren Datums und soll früher als Dachreiter mit Uhr und Glocke ausgebildet gewesen sein. Die gewalmten Giebelwände wiesen ursprünglich sichtbares Fachwerk auf.

Die Außenwände:

Die 3 bis 4 m starken Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk (weitgehend Sandstein) mit behauenen Eckquadern. Auch im Innenbereich – vor allem im Erdgeschoß – sind behauene Steine zu finden, offensichtlich aus Zweitverwendung. Die verschiedenen Nischen, Durchbrüche und Öffnungen wurden zum Teil nachträglich angelegt oder erweitert, was an mehreren Stellen anhand der verschiedenartigen Leibungsgewände noch zu erkennen ist. Auffällig sind ein Stützpfeiler an der Nordwestecke (gegenüber dem Amtshaus), ein vorkragender – vermutlich nachträglich angebauter – Fenstererker mit Elementen der frühen Weserrenaissance sowie ein Toilettenerker („Schwalbennest“) an der Nord-Ost-Seite.

Die im Laufe der Zeit stark ausgewaschenen Kalkmörtelfugen sind in jüngerer Zeit mit einem harten Kalkzementmörtel geschlossen worden, der das Mauerwerk teilweise großflächig bedeckt jedoch auch teils schon Frostschäden aufweist.

In Kämpferhöhe des rundbogigen Kreuzgewölbes zog sich an den Wänden, wie die erhaltenen Holzdübel erkennen lassen, ein Holzgesims herum, in den Ecken mit größeren Konsolen ausgestattet. Dementsprechend hatten die Grate des Gewölbes eine rippenähnliche Holzbekleidung mit kreisförmigem Schluss im Scheitel. Auf der nördlichen Außenseite ragt ein zierlicher Erker über einfachen Konsolen vor, mit drei halbkreisförmigen Muschelfeldern staffelförmig geschlossen.

Die Teilpfosten sind durch vorgelegte Säulchen gegliedert. Die gekuppelten, rechteckigen Fenster liegen in tiefen, flachbogig geschlossenen Wandnischen; jene sind von einer Doppelkehle umrahmt, die unteren außerdem mit einem Hohlkehlgesims überdeckt. Das Treppentürmchen, mit zwei Seiten eines regelmäßigen Fünfecks über die Mauerflucht vortretend, hat an den Ecken im Dreiviertelkreis angelegte Vorlagen. Zwei Karyatiden auf Hermessockel, vor dem Turmeingang aufgestellt, werden den Überbau eines Gesimses getragen haben.

Der Treppenturm:

Der Grundriss steht mit zwei Seiten eines fast regelmäßigen Fünfecks an der Nord-West-Seite des Turmes hervor. Der rundbogige Eingang mit erneuerter, massiver Eichentür (einwärts öffnend) wird durch ein verziertes Portal gebildet, flankiert von 2 „antikisierenden“ Statuen.

Abb.: Turmeingang/Portal
Abb.: Situation Vorplatz, rechts der Kellereingang. Die Zierplatte über den Eingang zum Treppenhaus fehlt.

Über die gewendelten, unregelmäßigen Steinstufen mit geschwungenem Eisenhandlauf werden die oberen Geschosse erreicht. Sie enden in Fußbodenhöhe des zweiten Obergeschosses mit einer Podestplatte, von der eine Leiter zum Dachboden führt. Außerdem befindet sich hier eine Außentür. Zu den Räumen in den Obergeschossen führen schmale Gänge mit flacher Gewölbedecke, offenbar nachträglich in das Mauerwerk gestemmt und mit Ziegelfußboden versehen. Die unteren Stufen (bis zum 1. OG) müssen früher stark ausgetreten gewesen sein, da sie mit einem terrazzoartigen Mörtel ausgebessert wurden. Erstaunlich dagegen die geringe Abnutzung der Stufen ins 2. OG, die noch im Originalzustand sind. Mehrere Befunde weisen darauf hin, daß die Treppe nachträglich in die Außenwand eingestemmt bzw. davorgesetzt und die Fenster- und Türöffnungen mehrfach verändert wurden. Einige Stufen und die Podestplatte in Höhe des 2. OG weisen Risse auf.

Abb.: Wendeltreppe
Abb.: Dachbodenluke - Ende der Treppe
Abb.: Steinmetzzeichen an der Mittelsäule der Treppe

Unter den vorhandenen Farbschichten auf der Innenseite der Treppenhauswände lassen sich unterschiedliche Putze finden: dünner, grau-weißer Kalkputz auf einfachem Lehmputz, Kalkputz oder auch homogener Lehmputz mit Strohanteilen.

Das Erdgeschoß (EG) (Keller)

Der Zugang erfolgt an der Nord-West-Seite durch eine erneuerte, massive Eichenbohlentür (auswärts öffnend) mit schweren Eisenbändern, deren Stützkloben in das mit einem Falz versehene Sandsteingewände eingelassen sind. Der folgende, ca. 3 m lange Gang liegt drei Stufen über dem inneren Niveau, ist mit Brettern ausgekleidet und mit einer weiteren Holztür zum Innenraum abzuschließen.

Dieser wird durch ein ovales, nicht zu öffnendes Fenster am Ende einer höher liegenden Mauernische mit Tonnengewölbe belichtet.

Abb.: Kellergrundriss
Abb.: Keller, Nutzung als Lagerraum für größere Ausstellungsstücke des Heimatvereines

Die Fugen des sichtbaren Natursteinmauerwerks sind mit Mörtel zugeschlämmt und mit mehrlagiger, offensichtlich durch Kohlenstaub geschwärzter Kalkschlämme überzogen. Der abfallende und unebene Fußboden besteht überwiegend aus Ziegelsteinen. Fehlstellen in der Pflasterung sind mit Sand, teilweise mit Beton verfüllt. Vor der Süd-West-Wand steht ein aus Ziegelsteinen gemauerter Schornstein jüngeren Datums. Ein zugemauertes Loch zeugt davon, dass auch dieser, eher einem Keller vergleichbare Raum früher beheizt wurde.

Die Decke besteht aus sechs ca. 30/30 cm starken, handbearbeiteten Eichenbalken, deren Köpfe im Mauerwerk eingelassen sind. Der zweite und dritte Balken haben das feuchte Klima des Raumes ohne erkennbare Schäden überdauert. Die übrigen Balken klingen dagegen hohl und zeigen unterschiedlich starken Schädlingsbefall. Der erste ist am rechten Auflager bereits soweit zerstört, daß erste Setzungen eingetreten sind, die hinteren drei sind alle mittig gebrochen und mit provisorischen Abfangkonstruktionen unterstützt. Der mittlere Unterzug aus zweitverwendeten Eichenbalken auf Holzstützen ist ebenfalls stark zerfressen und inzwischen ohne Funktion. Er wurde durch zwei Stahlträger ersetzt, die im Mauerwerk aufgelegt und von Mauerpfeilern mittig unterstützt sind.

Der weitere Deckenaufbau besteht aus ca. 5 cm starken, breiten und unbesäumten Holzbohlen, offensichtlich ebenfalls Eiche, mit einer ca. 10 cm starken Auflage aus Strohlehm. Der Dielenboden des 1.OG ist auf die bereits gebrochene und stark abgesackte Decke mit Hilfe von Ausgleichselementen aufgeständert worden.

An der nördlichen Raumseite ist im Jahr 2010 eine elektrische Versorgung installiert worden. Nur im Kellergeschoss ist elektrische Beleuchtung vorhanden.

Das 1. Obergeschoß (1.OG)

Abb.: Grundriss des Schlossturms
Abb.: 1. Obergeschoss, Sicht zur Westseite

Der Grundriss des zentralen Raumes ist annähernd quadratisch mit Fensternischen an der Süd-West-, Nord-West- und Nord-Ost-Seite. An der Nord-Ost-Seite rechts neben der Wandnische ist der Zugang zu einem halbrunden Raum mit einem Bodenbelag aus Zementestrich und einer bodentiefen Fenstertür mit Rundbogen. Neben der unebenen Wandoberfläche deutet ein aus dem Fußboden ragender großer Stein auf die nachträgliche Schaffung dieses Hohlraumes hin.  Den großen Raum überspannt ein Kreuzgratgewölbe, dessen Kämpferpunkte etwas unvermittelt aus der Wand hervortreten. In den Nischen befinden sich flache Gewölbedecken. Die Decken und Wände sind mit Lehm verputzt und hell gekalkt. Bis auf diverse Löcher und Abplatzungen ist die Wandoberfläche noch in einem relativ guten Zustand.

Der bereits beim EG erwähnte Schornstein steigt vor dem schmalen Wandstück zwischen der südwestlichen Fensternische und der Tür zum Nebenraum auf und durchstößt hier die Gewölbedecke. In früheren Zeiten wird sich hier ebenfalls eine Feuerstätte befunden haben, denn ein vom Dachboden aus erkennbarer Kaminzug beginnt etwa in Höhe des 1. OG und zieht sich schräg durch das massive Mauerwerk nach oben.

Der gut erhaltene Bodenbelag aus Holzdielen, die halbhohe Wandverkleidung aus Nut-und Federbrettern und andere Relikte wie Wand- und Deckenhaken zeugen von der Episode als Turnhalle.

Die Fensteröffnungen sind umlaufend mit einem Sandsteingewände versehen, die einfach verglasten Holzsprossenfenster in einen außenliegenden Falz eingesetzt. Die Fenster an der Süd-West-Seite (Wetterseite!) sind jüngeren Datums (70er Jahre?), die übrigen Anfang 20. Jahrhundert.

Das 2. Obergeschoß (2.OG)

Ein ursprünglicher Eingang befand sich vermutlich an der Süd-Ost-Seite (Lage der historischen Schlossanlage). Er ist zugemauert; als Relikt blieb eine kleine Fensteröffnung. Hinweise im Fugenbild der Außenwand sowie im Fußbodenbereich lassen den Schluss zu, dass sich hier ein Austritt auf Kragsteinen und evtl. eine Verbindung zu einem früheren Nebengebäude befunden haben könnte.

 Im 2. OG, mit einem Rest- Kamin ausgestatteten und mit einer Abortanlage versehenen Geschoß ist das Gewölbe flachbogig. Der Grundriss entspricht in etwa dem 1. OG, darüber hinaus ist in der Süd-Ost-Wand ein Kamin aus sorgfältig bearbeitetem Sandstein in die Wand eingelassen. Hinter der mit Ziegelsteinen zugemauerten Rückseite befindet sich eine außen deutlich sichtbare schießscharten-ähnliche Fensteröffnung. Dieser seltsame Umstand sowie Unebenheiten in den Seitenbereichen und dem Rauchabzugsschacht deuten auf einen nachträglichen Einbau hin. In der Zeit davor könnte sich eine Feuerstätte wie bereits im 1. OG beschrieben, an der Süd-West-Wand im Bereich des dortigen ursprünglichen Kaminschachtes befunden haben. In etwa 80 cm Höhe besteht eine direkte Verbindung zu dem Kaminzug über ein zweiteiliges, ca, 1,5 m langes (Ton-?) Rohr. Die in jüngerer Vergangenheit an dem neuen, vor der Wand stehenden Schornstein montierten Rohrleitungen sind mit einem begonnenen, aber nicht fertiggestellten Gipskartonkasten verkleidet.

Abb.: Kamin im 2. Obergeschoss
Abb.: Situation Kaminzimmer 2. Obergeschoss, Sicht zur Westseite

Wesentliche Teile des Kamins sowie einige wertvolle handwerkliche Arbeiten wie eine eichene Tür und einige Renaissance -Skulpturen sind im Januar 1910 von der Stadt Sachsenhagen an das fürstliche Haus auf der Schaumburg verschenkt worden. Dafür wurde die Stadt vom Regierungspräsidenten in Kassel gerügt. (MUNK HEINRICH Sachsenhagen-Burg-Flecken-Stadt, C. Bösendahl, 1984, S.174)

Abb.: Details des Kamins und Türen vor ihrer Verschenkung durch die Stadt (Bau und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Band 3, Kreis Grafschaft Schaumburg, 1907)

Links des Kamins, führt ein weiterer – offensichtlich später angelegter – Gang zu einem Toilettenerker an der Nord-Ost-Wand, von dem wiederum ein dritter Gang zur nordöstlichen Fensternische abzweigt, hier aber später zugemauert wurde. Letzterer ist sicherlich der ursprüngliche Toilettenzugang, erkennbar an dem unter dem Putz verborgenen Sandsteingewände.

Die nordöstliche Raumnische wird von einem auf Kragsteinen ruhenden Fenstererker abgeschlossen.

Der Bodenbelag besteht aus (Rauhspund-) Brettern, darunter liegt eine massive Deckschicht aus Ziegelsteinen. Den oberen Abschluss bildet ein Holzsturz; das schmale Deckenfeld ist unterseitig mit verputzten Holzwolle-Leichtbauplatten verkleidet.

Die Fenster – heute mit Blechwinkeln am Sandsteingewände befestigt – wurden früher mittels Ösen von außen an in den Sandstein eingelassenen Haken angehängt.

Die Wand- und Gewölbeflächen sind wie im 1. OG mit Lehmputz versehen. Im Rahmen einer Demonstration zum „Tag des Offenen Denkmals“ 1996 wurden einige Flächen exemplarisch wieder mit einem Lehmputz versehen.

Ein deutlicher Riss verläuft unter dem Scheitel des flachen Gewölbes über dem nordwestlichen Fenstererker. Die Ursache liegt vermutlich im nachträglich eingebauten Treppenturm und/ oder unverträglicher Belastung aus der Dachkonstruktion.

Der Dielenboden weist einige Schadstellen auf und fehlt in der südwestlichen Fensternische ganz.

Dachgeschoss (DG)

Der Dachraum ist nicht ausgebaut und kann nur über eine Leiter erreicht werden. Er wurde zeitweise auch als Turnraum und vorübergehend als Vogelbrutraum benutzt. Zur nördlichen Seite sind zwei mannshohe Dachluken vorhanden, die einen guten Ausblick gegen den Düdinghauser Berg gestatten.

Die Giebelwände sind Bestandteil der Dachkonstruktion und waren früher als Fachwerk-bzw. Holzständerwände außen sichtbar. Heute ist die Süd-West-Seite mit Pfannen behängt, die Nord-Ost-Seite vollflächig verputzt.

Der Dachstuhl ist weitgehend aus Eichenholz verzimmert. Es handelt sich um ein Kehlbalkendach mit zusätzlichen Pfetten. Die Lasten werden weitgehend auf die starken Außenwände abgetragen, Fußboden und die mittlere Pfette belasten aber auch das obere Deckengewölbe.

Konstruktive Merkmale etwa in der Mitte der beiden Traufseiten lassen auf eventuell früher vorhandene Dachaufbauten (vielleicht Erker) schließen. An der Südostwand war in irgendeiner Form der Rauchabzug des Kamins über Dach abgeführt.

Die Dachdeckung ist in jüngerer Zeit mit Latten und roten Hohlpfannen erneuert worden. Die Pfannen wurden verklammert und mit Mörtel unterstrichen.

Die Haustechnik wie die Schmutzwasser-, Wasser- und Stromleitungen sind unsachgemäß eingebaut worden und künftig nicht mehr nutzbar.

Neuzeitliche Nutzung des Turmes

1923 Einrichtung einer Jugendherberge im 2. Obergeschoß und Sportstätte des Turn- und Sportvereines (heute SVS, Sportverein Victoria von 1900 Sachsenhagen e.V.) im 1. Obergeschoß. Sport der Jungmänner- Gymnastikgruppe

Abb.: Schlossrenovierung im Jahr 1929
Abb.: Luftbild von ca. 1950

1930 In den 30er Jahren Treffpunkt von Hitlerjugend HJ (Gleichschaltung der Jugendverbände zur HJ in 1933) und Bundes deutscher Mädel BDM

 1935 Der Turm und das Amtshaus werden für Arbeitsdienst (männlich) und Landjahrlager (weiblich) genutzt. Schlafräume im Dachgeschoss des Turmes und im Amtshaus. Vormittags nähen und bügeln im Turm, nachmittags arbeiten bei Bauern und Geschäftsleuten.

Abb.: Schlossturm um ca. 1936
Abb.: Hitlerjugend hält „Wache“ am Fuße des Schlossturms

1946 Altenheim im Amtshaus, Zweigstelle des Altenheims Krainhagen mit Leitung durch Schwester Elisabeth bis 1955.

1947 Kürschnermeister Wilhelm Türpitz (Flüchtling) betreibt eine Werkstatt bis 1962 im 2. OG. Türpitz wohnt in der Gaststätte Reineke, Kuhle, ab 1962 richtet er auch seine Werkstatt dort ein.

1950 Übungsraum für Sportveranstaltungen der Schule im 1. OG bis die neue Schule mit Turnhalle im Dühlfeld in 1975 eröffnet wird.

1980 bis 1981 Pfadfinder (Askanier) nutzen den gesamten Turm. Es werden sanitäre und elektrische Einrichtungen in Eigenarbeit installiert und Renovierungen durchgeführt. Aufgrund dieser (unsachgemäßen) Arbeiten wird den Pfadfindern die Nutzung des Turmes untersagt und sie müssen in den Schulkeller (Petersilienstr.) umziehen. Seit dieser Zeit sind bautechnisch keine Veränderungen mehr erfolgt und die unfertigen Installationen (Abwasserrohre, elektrische Stromkabel, Installationsschacht, Mauerdurchbrüche) sind bis zum heutigen Tage ersichtlich.

1981 Restaurierungsarbeiten, das Dach wird mit roten Ziegeln neu eingedeckt.

1982 Restaurierungsarbeiten des Treppeneingangs durch die Firma Figur in Benthe. Die Figuren am Erker wurden abgenommen, die Basis und das Fundament des Eingangs und Teile der Treppe wurden aufgenommen und wieder neu aufgebaut. Die Figuren wurden gefestigt   und fehlende Teile sowie das Drickel oben rechts neu ergänzt. Der Erker wurde bis auf die Basis abgebaut und wieder neu gesetzt.

1983 Der Eingang zur Wendeltreppe und der Kellerzugang erhalten jeweils neue stielechte Eichentüren unter Mitfinanzierung des niedersächsischen Amtes für Denkmalschutz (SN vom 14.11.1983, Schlossturm erhielt neue Türen)

1996 erstmalige Öffnung anlässlich des „Tag des offenen Denkmals“ (2 Septemberwochenende) durch den Heimatverein Sachsenhagen. Vorführung alter Handwerkstechniken durch die IG Bauernhaus.

1998 Bestandsaufnahme und Erstellung eines Nutzungskonzeptes durch Firma Manfred Röver im Auftrag der Stadt Sachsenhagen.

2003 Öffnung anlässlich des „Tag des offenen Denkmals“ (2 Septemberwochenende) mit geschichtlicher Präsentation durch den Heimatverein Sachsenhagen.

2000 bis 2004, mehrere klassische Musikveranstaltungen, organisiert durch den Heimatverein Sachsenhagen-Auhagen.

Abb.: Klassisches Konzert in 2002 vor Kaminnische im Schlossturm
Abb.: Fürst Ernst besucht am 20.8.2010 seine alte Wirkungsstätte

2010 2. Öffnung und Filmpräsentation anlässlich des „Fürstenbesuches in Schaumburg“ (20. 8.) und des „Tag des offenen Denkmals“ (2. Septemberwochenende) durch den Heimatverein Sachsenhagen.

2012 Am 23. Februar 2012 beginnen die Arbeiten zur Umgestaltung der Schlosswiese (ehemalige Bleichwiese), unmittelbar nördlich vor dem Turm. Nachdem in der Vergangenheit große Teile des Schlossbezirkes aus der öffentlichen Hand in privaten Besitz gelangt waren, wurden diese zuletzt als Garten und Weide genutzte Fläche für eine öffentliche Nutzung von der Stadt zurückgekauft. Gefördert mit EU-Geldern des Leader-Projektes wird eine Umgestaltung ermöglicht, in deren Zuge Wegetrassen, Beleuchtung, ein Brunnen und Toiletten realisiert werden. Die dazu nötigen Bodeneingriffe werden von der Kommunalarchäologie ab dem 27.02.2012 begleitet. Das Sandsteinbecken (ehemaliger Brunnen im Schlosshof) wird am 19. April in der Mitte der neu gestalteten Grünfläche wieder aufgestellt. Es wird dazu ein etwa zehn mal zehn Meter messender, gepflasterter Platz geschaffen, zu dem zwei geschwungene Wege führen. Die Einweihung findet am 19. 07. 2012 statt.

Abb.: Bauarbeiten auf der Schlosswiese, Sicht im Jahr 2013 von südlicher Seite

2017 Am 13. Mai startet das „Brunnenfest“ am Sachsenhäger Schloss auf der Schlosswiese. Der Initiator des Festes, Lukas Drüen, der im benachbarten Zeughaus wohnt und die Patenschaft über den Sandsteinbrunnen übernommen hatte, veranstaltete mit den Vereinen aus Sachsenhagen ein Bürgerfest.

Abb.: Neuzeitliche Schlossbewohner, gescheiterter Versuch zur Wohnungseinrichtung in 2013
Abb.: Das Brunnenfest im Mai 2017, leider ausgefallen in 2020

2018 Öffnung anlässlich des „Tag des offenen Denkmals“ (2 Septemberwochenende) mit geschichtlicher Präsentation durch den Heimatverein Sachsenhagen.

2019 Am 27. Okt wird im Schlossturm eine Austellung von Anna Mieves eröffnet. Im Rahmen eines Stipendiums „Freiräume“ der Schaumburger Landschaft mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg wird die Ausstellung vom 2. bis 24. Nov. dauern.

Am 2. Nov. 2019 wurde der bauliche Zustand des Schlossturmes analysiert und Vorschläge zur Entwicklung des Schlossturmes vom Architekten Dipl.-Ing. Horst Dieter Faltz und vom Mitglied der AG Kunst in der Schaumburger Landschaft Theodor Vollmer erarbeitet.

Nutzung des Schlossturmes

Der Schlossturm ist ein bedeutendes kulturhistorisches Objekt im Landkreis Schaumburg. Seine große Bedeutung hatte das Schloss um 1600 als Residenz des Grafen Ernst mit seiner Frau Hedwig von Hessen Kassel. Mehr als zwanzig Jahre hat Ernst, Fürst des Reiches, Graf zu Holstein, Schaumburg und Sternberg, Herr zu Gemen die Grafschaften Schaumburg und Holstein regiert. Er förderte Künste und Wissenschaften wie kein anderer Angehöriger seines Geschlechtes. Der Glanz, den seine Regierungszeit umgab, strahlt in Kunstwerken und Bauten bis in die Gegenwart (BEI DER WIEDEN Helge, Die letzten Grafen zu Holstein-Schaumburg: Über gräfliche Familien, Bastarde und andere Themen (Schaumburger Studien, Band 72) Zweite Auflage, Bielefeld 2015, Verlag für Regionalgeschichte. S 21). Die jetzige Bedeutung des Fürstenhauses Schaumburg nahm im Schloss Sachsenhagen Ihren Anfang.

Sachsenhagen kann sich glücklich schätzen solch ein berühmtes Bauwerk als Kleinod im Besitz zu haben. Der Schlossturm eignet sich hervorragend zur Repräsentation der Stadt und ist das bedeutendste Wahrzeichen im Nordkreis. Die gesamte Schlossanlage als Ensemble mit Schlossturm, Amtshaus, Zeughaus und Schlosswiese strahlen einen ehrbaren und repräsentativen Charakter aus. Es gilt dies entsprechend für die Zukunft zu entwickeln und zu nutzen.

Der Schlossturm eignet sich ausgezeichnet zur Einrichtung eines Heimatmuseums das in Sachsenhagen im Gegensatz zu den benachbarten Orten noch fehlt. Ein Heimatmuseum würde die Attraktivität der Stadt sehr fördern. In unteren Geschoss könnte die Stadtgeschichte gebührend ausgestellt und im oberen Geschoss ein Standesamt eigerichtet werden. Das Gebäude eignet sich durch den originalen Zustand (unverbauter Innenbereich) und wegen des frühen Baujahres besonders für die Präsentation der Geschichte des Schlosses und der Stadt Sachsenhagen. Durch eine derartige Nutzung wird sich der Schlossturm zum bekannten Wahrzeichen der Stadt über die Kreisgrenzen bekannt und zur touristischen Attraktion entwickeln.

Vorschlag zur Nutzung des Schlossturmes.

Das 1. Obergeschoss kann als Museum der Stadt Sachsenhagen (Dauerausstellung des Heimatvereines) genutzt werden. Im 2. Obergeschoss kann ein entsprechend höherwertig ausgestatteter Raum (mit Kaminnutzung) eingerichtet und für gesellschaftliche Veranstaltungen (z.B. Trauzimmer, klassische Konzerte, Themenausstellungen) genutzt werden. Für die Umbauten und Sicherungseinrichtungen (Fluchttreppe mit Fahrstuhl im rückwärtigen östlichen Teil) müssten aktiv entsprechende Gelder eingeworben werden und das Objekt in Förderprogrammen eingebunden sein.

Abb.: Vorschlag zur Nutzung des Schlossturmes
Abb.: Der Gesamtplan der Anlage aus 1677 (neu gezeichnet)
Abb.: Der innere Schlossbereich aus 1677

Literatur:

-Bau und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Band 3, Kreis Grafschaft Schaumburg, 1907

– Schloßturm Sachsenhagen, Bestandsaufnahme und Nutzungskonzept, Manfred Röver, 2/1998

-Culemann, Ernst Albrecht Friedrich. Mindische Geschichte, in 5 Abteilungen. 1747/1748

– Abschlussbericht zu den baubegleitenden Untersuchungen bei der Umgestaltung der Schlosswiese an Schloss Sachsenhagen, Dr. Jens Berthold, Konzepte und Berichte der Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft Nr 44, Aktivitätsnr. SL 2012/17, 18 Seiten

 -Geheimer Rat, Nr. 8937 Haus Sachsenhagen mit Beschreibung und Abrissen 1678“ Hessisches Staatsarchiv Marburg

-BEI DER WIEDEN, Ein norddeutscher Renaissancefürst Ernst zu Holstein-Schaumburg (1569-1622), 2. Auflage Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2010. (Kulturlandschaft Schaumburg, Band 1)

-BEI DER WIEDEN, Helge: Schaumburg-Lippische Genealogie: Stammtafeln der Grafen -später Fürsten-zu Schaumburg -Lippe bis zum Thronverzicht 1918, 2., ergänzte Aufl. – Melle: Knoth, 1995. – III, S.79 + graph. Darst. (SchbgStd 25)

BEI DER WIEDEN Helge, Die letzten Grafen zu Holstein-Schaumburg: Über gräfliche Familien, Bastarde und andere Themen (Schaumburger Studien, Band 72) Zweite Auflage, Bielefeld 2015, Verlag für Regionalgeschichte.

– http://de.wikipedia.org/wiki/ Wasserburg Sachsenhagen

Erstellt vom Heimatverein Sachsenhagen – Auhagen e.V.